Ausstellung meiner HaBits Serie – Momentaufnahmen zwischen Atelier und Galerie, Teil 2
- Jeanette Bohn
- 12. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Nachdem ich euch im letzten Beitrag einen Einblick in die Entstehung der Ausstellung gegeben habe, möchte ich euch nun mitnehmen zum eigentlichen Ereignis. Hier geht es also weiter mit dem Logbuch zu "Zerklüftet und zerrissen":
TEIL 2 –
Von der Vernissage bis zum Verkauf
Do, 27. Februar 2025 – früher Abend
Nicht mal mehr zwei Stunden bis zur Vernissage. Ich bin im Ausstellungsraum, habe diesen mit Blumen und Snacks hergerichtet, fühle mich in meinem Kleid overdressed, übe mit Vitus unsere Rede und bin viel zu nervös. Immer wieder bleibe ich hängen, formuliere um, bin unsicher, wie ich was sagen soll. Das Einzige, was mich beruhigt, ist die Tatsache, dass die Leute nicht deswegen kommen werden. Sie kommen, um uns zu unterstützen oder um unsere Werke zu sehen, und die kann ich mit gutem Gefühl präsentieren.

Do, 27. Februar 2025 – später Abend
Die Vernissage ist ein voller Erfolg. Es sind genug Leute da, damit der Raum zum einen voll aussieht – und ich zum anderen bereits das Gefühl habe, mich nicht ausreichend um alle 'meine' Gäste kümmern zu können. Ich hoffe, dass trotzdem alle, die da sind, wissen, wie sehr ich mich freue – egal, ob sie sich vorher angekündigt hatten oder mich überrascht haben :)
Die Rede habe ich auch hinter mich gebracht. Ich bin darin auf zwei 'Nebenwirkungen' von übermäßigem Medien- und vor allem Social-Media-Konsum eingegangen, die sich in meinen Werken widerspiegeln, und bin danach dazu geschwenkt, dass ich hauptberuflich Apps designe. Da ging ein Raunen durch den Raum. Offenbar hatten die Anwesenden nicht damit gerechnet, dass ich hier keinen Case gegen Technologie aufmache, sondern mir einfach einen gesünderen Umgang damit wünsche. Ist doch immer wieder erstaunlich, dass Dinge nicht einfach schwarz oder weiß sind ;)
Und gerade habe ich das tollste Feedback einer Besucherin bekommen: "Ich war schon öfter bei Ausstellungen hier im Gartenhaus, aber so eine schöne Ausstellung habe ich hier noch nicht gesehen!"

So, 02. März 2025, abends
Das erste Ausstellungswochenende ist geschafft. Vitus und ich hatten uns entschieden, die Aufsichten gemeinsam zu absolvieren. Das hat sich als gute Entscheidung erwiesen – so können wir mit mehr Leuten sprechen oder auch mal eine Pause machen. Dadurch, dass ich höre, was Vitus über seine Werke sagt und umgekehrt, können wir uns auch immer besser vertreten und etwas über die jeweils anderen Arbeiten erzählen. Meine kleinen Drucke laufen auch gut. Gerade Leute, mit denen ich nette Gespräche über mein Thema führe, wollen danach oft eine Erinnerung mitnehmen. Trotzdem bin ich froh, dass ich jetzt Feierabend machen kann, denn die ständige soziale Interaktion ist auch ganz schön anstrengend.





Fr, 07. März 2025, nachmittags
Gerade war eine Person da, die gerne einen großen Teil meiner ausgestellten Bilder kaufen will. Holy Shit :D Ich bin etwas wacklig unterwegs und frage mich, ob das wirklich passiert ist. Wir haben zur weiteren Absprache Kontaktdaten getauscht und ich verteile grüne "Reserviert"-Punkte an den Bildern. Gleichzeitig versuche ich, mich nicht zu früh zu freuen.

So, 09. März 2025, nachmittags
Heute ist der letzte Tag der Ausstellung. Wir haben ihn mit einem Klavierkonzert eröffnet: Diana Sahakyan hat uns eine Stunde lang bestens unterhalten, ihrer Erkältung zum Trotz. Und es war fantastisch! (Darüber hinaus hat sie mir freundlicherweise gestattet, ein Foto davon hier zu posten.) Es rundet die letzten 10 Tage ab, in welchen sich bereits immer mal wieder talentierte Passant:innen ans Klavier getraut hatten.
Während ich langsam realisiere, dass es nun tatsächlich zu Ende geht, denke ich an all die Freunde und Familienmitglieder, die es im Lauf der letzten anderthalb Wochen hierhergeschafft haben – von nah und fern, zur Vernissage und danach. Und bin dankbar für all die Unterstützung.

So, 09. März 2025, abends
Ich bin wieder zuhause, die Ausstellung ist abgehängt. Als ich am Ende die leeren Wände sah, wurde ich ganz melancholisch. Es waren schöne und gleichzeitig fordernde Tage. Wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter und es kamen viele Besucher:innen. Gezählt haben wir fast 700, die meisten an den beiden Wochenenden.
Ich habe unzählige gute Gespräche geführt, vor allem darüber, wie andere Menschen die Veränderungen wahrnehmen, die mit ihnen selbst, mit ihren Mitmenschen und Kindern durch die Smartphone-/Social-Media-Nutzung passieren. Eine Kinderärztin erzählte von Kleinkindern, deren Entwicklung durch zu frühen Medienkonsum massiv gestört sei und die quasi autistische Züge annähmen. Die Devise "Bildschirmfrei bis drei!" sei essenziell, um dem entgegenzuwirken. Eine Pädagogin erzählte von großen motorischen und sprachlichen Schwierigkeiten bei Kindern im Grundschulalter. Eine Oma erzählte vom Aufstand der Enkel, wenn sie mal nicht ans Smartphone dürfen. Eine Mutter erzählte sogar davon, dass ihre Kinder sie manchmal baten: "Nimm es uns weg!"
Di, 11. März 2025
Yes! Ich habe mich mit dem Interessenten geeinigt, der Verkauf ist besiegelt, und ich versuche, mich zu entspannen. Acht verkaufte Bilder direkt bei meiner ersten 'richtigen' Ausstellung (also der ersten, die keine Gruppenausstelllung war) – damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.
Sa, 21. März 2025
Der Verkauf ist abgewickelt. Die Bilder sind abgeholt und bezahlt, der Käufer glücklich – und ich auch! Endlich mal eine Ausstellung, die ich nicht nur emotional, sondern auch finanziell als Erfolg verbuchen kann. Das ist wirklich ein grandioser Start in mein künstlerisches Jahr.

Wie geht es weiter?
Aus meinen Recherchen der letzten Wochen und aus den vielen Gesprächen habe ich schon eine Reihe an Ideen für HaBits 2.0 – inhaltlich und visuell. Mein Art Journal füllt sich langsam wieder und ich ich bin sehr gespannt, wo sich das Projekt noch hin entwickelt.
Im Moment erhole ich mich aber erstmal von den aufregenden Monaten, und demnächst zeige ich euch endlich noch ein weiteres Projekt, das parallel über den Winter und ausnahmsweise ganz intuitiv entstanden ist – ohne Überthema, einfach nur im Flow des Gestaltens und auch nur zum Teil in Acryl. Ihr dürft gespannt sein!
Bist du interessiert an einem Bild?
Schau doch mal in die Galerie, was noch verfügbar ist, und schreib mir. Es sind außerdem noch wenige Exemplare meiner Limited Edition Mini Prints (12x12 cm) übrig: 1x "Connected" und 3x "Mirror, mirror on the wall". Bei Interesse sind sie für jeweils 5 Euro (+ 1,80 Euro Versand/nur innerhalb Deutschlands) zu erwerben – first come, first served ;)

Und jetzt geht raus, genießt den Frühling und legt wenigstens ab und zu mal das Handy weg.
"Time to put the silicon obsession down
Take a look around
Find a way in the silence"
Aus "Disillusioned" von "A Perfect Circle"
Bis bald!
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